Zwei Drittel aller zu besetzenden Stellen in Unternehmen werden nicht öffentlich ausgeschrieben; das ist ein riesiger Pool an Jobs und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten! Was du tun kannst, um Zugang zu diesem geheimen, bzw. verdeckten Stellenmarkt zu erhalten, verrät uns die Expertin Patrizia Kaiser im Interview.
Liebe Frau Kaiser, was ist der „Verdeckte Stellenmarkt“ und wie groß ist dieser Markt?
Patrizia Kaiser: Der Verdeckte Stellenmarkt handelt Stellen, die nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Das heißt, dass auf diesem Markt Stellen vergeben werden, die nicht in die üblichen Stellenportale oder Printmedien publiziert werden, die auch nicht auf den Karriere-Seiten der Firmen landen und ggfs. nicht einmal firmenintern ausgeschrieben werden (sofern es keinen Betriebsrat gibt), sondern „unter der Hand“ vergeben werden.
Der Markt ist riesig. Diverse Studien sagen, dass rund zwei Drittel aller zu vergebenden Jobs nicht veröffentlicht werden. Das heißt im Umkehrschluss: die Stellen, die in den Portalen etc. ausgeschrieben sind, machen nur ein Drittel der Gesamtanzahl an vakanten Stellen aus. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Personalmanagerin heraus kann ich bestätigen, dass der verdeckte Stellenmarkt unbestritten existiert und diese Zahlen durchaus realistisch sind.
Sind diese verdeckten Stellen nur für High Potentials relevant oder beziehen sie sich auf alle Tätigkeitsbereiche?
Patrizia Kaiser: Ganz grundsätzlich gilt, dass der verdeckte Stellenmarkt alle Arten von Stellen handelt. Aber natürlich sind hier Stellen mit besonderer Verantwortung, seien es Führungs- oder Spezialisten-Stellen, besonders hoch im Kurs.
Dennoch werden im verdeckten Stellenmarkt schnell, diskret und informell, wie schon erwähnt, alle möglichen Stellen besetzt. Grund ist, dass der verdeckte Stellenmarkt mitunter auch stark von Empfehlungen lebt. Und welches Unternehmen stellt nicht gerne jemanden ein, der heiß empfohlen wird?
Wie werden die Stellen besetzt, wenn sie nicht offen ausgeschrieben werden?
Patricia Kaiser: Ein wichtiger Kanal, wie gerade erwähnt, sind Empfehlungen aus der bestehenden Mitarbeiterschaft oder Führungsriege. Hierüber werden laut Studien rund 30% der vakanten Stellen besetzt. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ein Mitarbeiter oder eine Führungskraft einen wechselwilligen Kollegen / eine Kollegin aus einem früheren Unternehmen empfiehlt.
Weiterhin sind Initiativbewerbungen ein wichtiger Kanal – rund 10% der Stellen werden hiermit besetzt. Man sieht also, dass sich gut eingeschleuste Initiativbewerbungen lohnen.
Und zuletzt verhilft die eigene Sichtbarkeit (sei es in beruflichen Online-Netzwerken wie XING und LinkedIn, in Fachforen, als Fachkompetenz auf Messen oder bei Vorträgen, in Artikeln etc.), dazu, dass man im verdeckten Stellenmarkt „aufgespürt“ wird. Rund 25% der vakanten Stellen werden, so Studien, über Recruiter / Headhunter besetzt, manchmal sogar bevor die Stellen offiziell vakant sind.
Wie kann ich also Netzwerke wie LinkedIn nutzen, um meine Chancen auf dem verdeckten Stellenmarkt zu erhöhen?
Patrizia Kaiser: Es ist wichtig, ein gut gepflegtes, aussagekräftiges Profil zu haben. Listen Sie hier Ihre Berufserfahrung, Kenntnisse, Stärken und Erfolge. Nutzen Sie in der Beschreibung Ihrer bisherigen Stationen geläufige „Key Words“. Dieses erleichtert Headhuntern und Recruitern die Suche nach Ihnen.
Eine gute Zusammenfassung Ihres beruflichen Profils (eigene Rubrik auf LinkedIn) und ein gut formulierter Profil-Slogan tun ihr Übriges, so dass Ihr Netzwerk-Auftritt überzeugend ist.
Weiterhin lohnt es sich, Personalentscheider aus Ihren Wunsch-Firmen, Recruiter und Headhuntern in Ihr LinkedIn-oder Xing Netzwerk einzuladen (bitte schreiben Sie einen netten, professionellen Text, um Ihre Anfrage auch erfolgreich zu machen) um mit diesen aktiv in Kontakt zu sein.
Weiterhin bietet es sich an, in Fachgruppen sowie ganz allgemein im Feed des Netzwerks aktiv zu sein, d.h. zu kommentieren, zu liken, ggfs. eigene Beiträge zu veröffentlichen etc. All dies erhöht Ihre Sichtbarkeit.
In welchen Bereichen könnten gerade Frauen noch besser werden, um diesen Stellenmarkt für sich zu nutzen?
Patrizia Kaiser: Ich denke, dass Frauen sich offensiver in ihrem Netzwerk-Verhalten zeigen könnten. Es spricht nichts dagegen, professionell den Kontakt zu höherrangigen Entscheidern in Unternehmen aufzunehmen.
Auch lohnt es sich, mittels eigenen Beiträgen und Kommentaren Profil zu zeigen und sich nicht zu verstecken.
Weiterhin ist es so, und das gilt für alle Geschlechter, dass Initiativbewerbungen oft nicht gern und nicht richtig angepackt werden. Hier lohnt sich der direkte telefonische Kontakt zum Unternehmen, und zwar vor Versand der Bewerbung.
Mit einer professionellen, kurzen und prägnanten Selbstpräsentation am Telefon verbunden mit dem konkreten Anliegen, die Sinnhaftigkeit einer Initiativbewerbung prüfen zu wollen, bekommt man in vielen Fällen bereits ein wenig den Fuß in die Tür des Unternehmens.
Vielen Dank, liebe Frau Kaiser, für das spannende Interview.
Patrizia Kaiser arbeitet seit über 15 Jahren im HR Bereich. Mit ihrem Unternehmen HR&Perspektiven gibt sie Seminare und berät sie KMU´s zu Personalthemen, insbesondere zur Personalentwicklung, Mitarbeiterbindung, Employer Branding und natürlich zu Recruiting Strategien. Parallel unterstützt sie Einzelpersonen dabei, ihren Traumarbeitgeber zu finden. Ihr Motto dabei: „ Realize your potential for greatness!“
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